Wenn’s dem Fahrgestell zu viel wird

Schmerzfrei auf den Gipfel

A. o. Univ. Prof. Dr. Christian Fink - Genkpunkt
Text: A.O. Univ. Prof. Dr. Christian Fink

Um eine gesunde Funktion unseres Bewegungsapparats aufrecht zu erhalten, sollte sich Gewebsabbau und –aufbau im Gleichgewicht befinden. Werden die Belastungen zu groß und die Erholungszeit zu kurz, kommt es zu Veränderungen, eventuell auch Schädigungen von Geweben. Aber auch zu wenig Belastung kann zu einem Ungleichgewicht führen und mit einer Schwächung von Geweben verbunden sein. Das Geheimnis für die langfristige Erhaltung eines funktionsfähigen „Fahrgestells“ liegt also darin, die richtige Dosis der Belastung zu finden.

 

 

Die adäquate Gelenkbelastung ergibt sich aus folgenden Faktoren:

  • Körpergewicht
  • Alter
  • Zustand des Gelenksknorpels
  • Zustand der umgebenden Muskulatur

Bewegt man sich außerhalb des Gleichgewichts, reagiert das Gelenk mit Schmerz und/oder Schwellungen.

Die Hüllkurve

Die richtige Belastung kann man aus einer sogenannten Hüllkurve des Gelenks ersehen. Trägt man auf der Y-Achse die Intensität der Belastung auf und auf der X-Achse die Frequenz, so zeigt sich: Nahe der Kurve liegt der Bereich, indem alles im Gleichgewicht ist, darüber befindet sich der Bereich der leichten Überbelastung. Dieser entspricht auch dem Trainingsbereich. Bleibt die Belastung immer nahe dieser Hüllkurve, ändert sich der Trainingszustand nicht. Setzt man aber einen Trainingsreiz mit höherer Intensität und plant genügend Pause, verschiebt sich die Belastungstoleranz schrittweise nach oben. Werden die Pausen zu kurz gewählt, beginnt der Bewegungsapparat zu schmerzen. Im Bereich der starken Überlastung besteht die Gefahr von Gewebeschäden. Es können z.B. Sehnen reißen.

Das Ziel sollte es sein, die Hüllkurve möglichst weit nach oben zu schieben. Dazu müssen wir lernen, in welchem Belastungsbereich unser Bewegungsapparat am besten funktioniert und erkennen, wann wir über unsere Belastungsgrenzen gehen, um dann mit ausreichend Pausen zu reagieren.

 

 

Der ideale Einstieg ins Wandern sollte in ebenem Gelände oder mit kurzen Strecken bergauf stattfinden. Die Realität zeigt: Nach längerer Pause bringt man häufig nicht die körperliche Fitness mit, um lange bergauf zu gehen. Die Lösung, mit der Seilbahn bergauf zu fahren und dann bergab zu gehen, ist für den Bewegungsapparat die bei weitem schlechteste. Bergab ist die Belastung auf die Gelenke deutlich höher als bergauf. Die Seilbahn sollten Sie im Sommer deshalb am besten nur zum Abwärtsfahren nützen. Wenn sich bergab Strecken nicht vermeiden lassen, dann immer langsam gehen. Die Belastung auf die Gelenke nimmt mit der Gehgeschwindigkeit (siehe Tabelle) rasch zu. Auch Stöcke, wenn sie richtig eingesetzt werden, sind eine sinnvolle Möglichkeit Gelenkbelastungen beim Bergabgehen zu reduzieren.

Buchtipp: