Aua, mein Knie tut weh!
Vorderer Knieschmerz – Ursachenforschung und Therapie
Text: Jasmin Plöckinger
Zuerst schmerzt das Knie nur nach stärkeren Belastungen wie Laufen, Wandern, Tennis oder Schifahren. Dann irgendwann auch nach längerem Sitzen und morgens nach dem Aufstehen, bis die Schmerzen zwar unterschwellig, jedoch konstant den Alltag begleiten. Bleiben diese Schmerzen auch nach einer längeren Belastungspause aufrecht, sollte man nicht zu lange zögern, gemeinsam mit Arzt und Physiotherapeut dem Problem auf den Grund zu gehen, bevor die Beschwerden in ihrer Intensität immer stärker und in ihrer Dauer immer hartnäckiger werden.
Was tut eigentlich weh?
Muskeln/Sehnen/Faszien/Fettkörper: Rund um das Knie und direkt darin findet man viel Weichteilgewebe mit einer teils sehr hohen Anzahl an Schmerzrezeptoren. Aufgrund von wiederkehrenden Überbelastungen oder langzeitigen Fehlbelastungen können sich diese Strukturen schmerzauslösend äußern.
Knochen: Herrscht über einen längeren Zeitraum ein einseitig vermehrter Druck auf die Kniescheibe – z.B. durch eine Beinachsenfehlstellung in Richtung X oder O – geht dies mit einem veränderten Gleitverhalten der Kniescheibe einher und kann bei fehlender Intervention auf Dauer einen Knorpelschaden verursachen. Der Knorpel ist kaum durchblutet und besitzt daher keine Schmerzrezeptoren. Das Knie beginnt erst zu Schmerzen, wenn der Knorpel bereits beschädigt oder abgenützt ist. Wenn die Belastung auf den darunterliegenden Knochen übergeht, nimmt die Chondropathie patellae ihren Lauf.
Wie kommt es zu diesen Fehl- und/oder Überbelastungen?
Grund dafür sind veränderte Druck- und/oder Zugverhältnisse im Gelenkinneren und rund um das Knie, ausgelöst unter anderem durch:
- Schwellungen z.B. nach sportlicher Überbelastung
- Muskeldysbalancen – eine schwache beinstabilisierende Muskulatur, meist in Kombination mit erhöhtem Muskeltonus auf der Oberschenkelinnenseite und im Hüftbeuger
- eine anatomische (knöchern bedingte) oder funktionelle (weichteilbedingte) Beinlängendifferenz
- einen anatomisch veränderten Winkel zwischen Knochenhals und Knochenschaft im Oberschenkelknochen (CCD-Winkel)
- knöchern ausgeprägte Fehlstellungen in Richtung X oder O, vom Kniegelenk oder aber auch vom Sprunggelenk ausgehend (meist genetisch bedingt)
- ein vermindertes Fußgewölbe wie es z.B. bei einem Knick-Senk-Fuß zu beobachten ist
Was tun? Causale Therapie (Beeinflussung der Ursache)
Das Mittel der Wahl ist ein gezieltes, stabilisierendes Beinachsentraining, um Muskeldysbalancen auszugleichen. Das erhöhte Kraftniveau schützt gleichzeitig das Knie.
Anatomische Beinlängendifferenzen werden durch einen Schuhausgleich korrigiert.
Gering ausgeprägte Fußfehlstellungen werden zunächst mit gezielten Übungen zur Stärkung des Fußgewölbes behandelt. Bei fehlender Besserung oder stark ausgeprägten Fehlstellungen wirken orthopädisch angepasste Schuheinlagen stützend und beeinflussen die Beinachse positiv.
Spricht der Patient auf keine der konservativen Behandlungen an, ist möglicherweise ein operativer Eingriff angebracht.
Symptomatische Therapie (Behandlung der Symptome)
Durch statisches Dehnen von mindestens 30 Sekunden können sich Verhärtungen in der Muskulatur lösen, was den Druck auf das Gelenk vermindert. Zusätzlich kommen verschiedene Weichteiltechniken, von Funktionsmassagen über klassische Massagen bis hin zu Triggerpunkt-Therapie, zum Einsatz. Verklebte Faszien und Sehnen werden ebenso mitbehandelt, sowohl durch den Therapeuten als auch selbstständig z.B. mit einer Faszienrolle. Verbessert man die Durchblutung und den Stoffwechsel in diesen Strukturen, kommt es einerseits lokal zu einer positiven Veränderung und zusätzlich wird die Schmerzweiterleitung ins Gehirn gedämpft.
Mittels Mobilisation der Kniescheibe oder des Recessus oberhalb der Kniescheibe, wird das physiologische Gleitverhalten der Kniescheibe auf dem Oberschenkel verbessert.
Mit einem Tape oder Strumpf kann man das Knie bis zu einem gewissen Grad entlasten. Ziel sollte jedoch immer sein, nicht konstant auf Hilfsmittel angewiesen zu sein.
Optimal ist eine individuelle Kombination aus causaler und symptomatischer, aktiver und passiver Therapie, um die Beschwerden schnellstmöglich zu lindern und seinen Alltagsaktivitäten, sowie sportlichen Betätigungen nachgehen zu können – ohne Schmerzen im Knie.