Leben ala Carte – 1803

RückenschmerzLos

Kreuzschmerzen sind einer der häufig­sten Gründe, eine ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen.


Text: Wolfgang Stelzer

Rückenschmerzen sind: 

  • führende Ursache für Krankenhausaufenthalte 
  • häufigster Grund für Arbeitsunfähigkeit und Frühpension 
  • ohne Behandlung gehen bei ca. 25% der Betroffenen akute in chronische Beschwerden
 über.

 

Interventionelle Therapien werden in angenehmer Atmosphäre in modern ausgestatteten Eingriffsräumen durchgeführt.

Interventionelle Therapien werden in angenehmer Atmosphäre in modern ausgestatteten Eingriffsräumen durchgeführt.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen haben zumeist einen Auslöser, eine Ursache, die es zu beheben gilt. Zum Beispiel eine vorgefallene Bandscheibe, ein Herzkranzgefäß das sich verschließt und ähnliches. Akute Schmerzen gelten als Alarmsymptom, als Abwehrmechanismus gegen eventuelle Bedrohungen. Für die Schmerzbekämpfung ist es ausreichend eine Behandlung am Entstehungsort durchzuführen. Im Falle des Bandscheibenproblems bedeutet dies neben abschwellenden Medikamenten, auch mit Röntgenkontrolle durchgeführte Infiltrationen zeitnah nach Auftreten der Beschwerden. Beim Vorfall (Prolaps) und der Vorwölbung (Protrusion) kommt es (oft durch Hebe-Drehbewegungen ausgelöst) zu Bewegungen der an sich fixierten Bandscheibe, sodass die Bandscheibe als Ganzes oder der Kern durch einen defekten Faserring rutscht. Alarmsymptome bei Vorfällen sind Lähmungen der betroffenen Muskeln sowie Stuhl / oder Harnkontrollverlust. Hier ist umgehende Entlastung erforderlich und sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Steht „nur“ der Schmerz im Vordergrund, gibt es viele Therapiemöglichkeiten ohne Operation. Neben medikamentösen Maßnahmen ist eine gezielte Einspritzung der eingeklemmten Nervenwurzel sinnvoll.

Chronische Schmerzen

Durch andauernde Schmerzimpulse können die verarbeitenden Zentren in Rückenmark und Gehirn überempfindlich werden. Meist ist keine Ursache für den Schmerz mehr zu finden, die eigentliche Erkrankung ist durch den Umbau des Schmerzsystems (Neuromodulation) entstanden. Dieser Schmerz ist sinnlos, hat keine Warnfunktion und führt neben Einschränkungen im Alltag häufig zu Isolation und Depression. Hier muss ein Bündel an Maßnahmen ergriffen werden, um den Weg aus dem chronischen Schmerz zu finden. Eine Radiofrequenztherapie soll die erkrankten, überempfindlichen Nerven wieder in den Normalzustand bringen und das Dauerfeuer auf die Schmerzzentren im Gehirn unterbinden.

Interventionelle Maßnahmen

Im Akutfall kommen vor allem röntgen- oder ultraschallgezielte Infiltrationen der Nervenwurzel oder an Gelenksstrukturen der Wirbelsäule und des Kreuzdarmbeingelenks in Frage. Bei chronischen Schmerzen bieten sich Facettennerven­behandlungen oder eine Behandlung des Kreuzdarmbeingelenkes mit der Radiofrequenzme­thode an. Die zu behandelnde Region wird nach eingehender klinischer Untersuchung mit sogenannten Testblockaden ermittelt. Dabei werden Nerven, die erfahrungsgemäß häufig erkranken, unter Röntgensicht aufgespürt und mit einer kleinen Menge Betäubungsmittel infiltriert. Kommt es zu einer deutlich spürbaren Schmerzreduktion, so ist der Nerv identifiziert und kann behandelt werden. Bei der eigentlichen Radiofrequenzbehandlung wird dann schonend, ohne Narben zu hinterlassen oder Gewebe zu zerstören, eine Behandlung am Nerv durchgeführt und die krankhafte Schmerzleitung unterbrochen.

 

Es zeigt sich in der Sportgruppe (hellgrün) eine höhere Zufriedenheit mit der Lebensqualität und ein besseres Absinken auf niedrigere Schmerzwerte bei allen Behandelten, die Schmerzwerte können über Monate stabil gehalten werden, während sie in der Gruppe die keine sportlichen Aktivitäten unternehmen wieder leicht ansteigen.

Bewegung

Bei moderatem, aber andauerndem Schmerz ist ein gezieltes, geplantes Training unter professioneller Aufsicht unumgänglich. Liegt der Schmerzgrad auf einer Skala von Null (kein Schmerz) bis zehn (maximaler Schmerz) unter fünf ist Training erfolgversprechend. Bei Schmerzen mit einem Wert von über fünf kommen Hemmmechanismen zum Tragen, die eine muskuläre Stimulation deutlich erschweren. Erkennbar ist das daran, dass sich trotz Beibehalten der Trainingsgewohnheiten der Schmerzzustand nicht mehr verbessert, sondern verschlechtert. Hier ist ein Einschreiten mittels interventioneller Maßnahmen gefragt. Resultate Wir führen seit Jahren Patientenbefragungen durch, die von der JKU Linz anonym ausgewertet werden. Dies dient einerseits als Qualitätskontrolle, andrerseits ergeben sich auch „Richtwerte“ in der Therapieempfehlung. Bei einer 2013 publizierten Studie konnte ein Ansprechen der Behandlungen im Bereich des Kreuzdarmbeingelenkes mit der schonenden gekühlten Radiofrequenzmethode in 96 % der Fälle bewiesen werden. Die Schmerzzufriedenheit war nach 20 Monaten noch bei 85% gegeben. Eine weitere Studie belegte eine durchschnittliche Schmerzhalbierung bei allen behandelten Patienten. VAS bedeutet die zehenteilige Schmerzskala. Der Ausgangswert aller Behandelten im Medizinischen Zentrum SchmerzLOS liegt dabei bei ca. acht, also im obersten Schmerzbereich. Nach einem halben Jahr knapp unter vier, und ein Jahr nach der Behandlung bei etwa 4,5.

Nebenwirkung

Ein bewiesener Nebeneffekt ist das Einsparungspotential von Schmerzmedikamenten und somit auch das Hintanhalten von Nebenwirkungen, was wiederum eine deutlich bessere Lebensqualität ergibt. Eine Rückkehr zu Bewegung und Sport ist wesentlich, damit kann der Schmerzgrad nachweislich und dauerhafter gesenkt werden. Dabei haben schon wenige, kurze Bewegungsintervalle die über das Ausmaß der normalen Alltagsbewegung hinausgehen einen positiven Einfluss.

Zusammenfassung

Das Vorgehen bei der Planung der therapeutischen Maßnahmen von Rückenschmerz erfolgt individuell angepasst. Gemeinsam mit dem Patienten werden Therapieziele besprochen. Möglichst rasch kommen effiziente interventionelle Therapien zur gezielten Schmerzausschaltung zur Anwendung, um eine Chronifizierung der Schmerzen hintanzuhalten. Ein Team von ambitionierten Therapeuten wird umso notwendiger, je länger und intensiver ein Schmerzgeschehen anhält. So sollte sich eine operative Therapie auf die absoluten Indikationen beschränken können (drohender Nervenuntergang, Lähmung oder Gewebsschädigung). Erfolgskontrollen nach allen gesetzten Therapiemaßnahmen müssen engmaschig durchgeführt werden. Die Resultate, die mit der interventionellen Schmerztherapie erreicht werden, sollten auch Menschen mit jahrelanger Schmerzerkrankung ermutigen, eine gezielte Therapie anzugehen.