Leben ala Carte – 1802

Technikbörse

Physiotherapeutische Optionen bei Problemen am Bewegungsapparat

Nicole BitteneckerRoland Helmberger
Text: Nicole Bittenecker und Roland Helmberger

„Morgens nach dem Aufstehen ist die Hüfte steif und schmerzt beim Gehen“

„Nach längerem Laufen schmerzt die Achillessehne“

„Beim Tennisaufschlag kommt es in letzter Zeit öfters zu plötzlich einschießenden Schmerzen in der Schulter“

Im Laufe unseres Lebens leiden wir alle einmal an Problemen des Bewegungsapparats. Nicht immer ist ein operativer Eingriff notwendig, denn es stehen viele „konservative“ Möglichkeiten zur Verfügung. Durch eine ausführliche Anamnese und Untersuchung wird das Problem und dessen Ursache ermittelt. Nach der gemeinsamen Zielvereinbarung wird ein Therapieplan erstellt und die passenden Maßnahmen ergriffen.

 

Manuelle Therapie der Hüfte / Funktionsmassage am Oberschenkel
Manuelle Therapie der Hüfte / Funktionsmassage am Oberschenkel

Manuelle Therapie

Die Behandlung mittels manueller Therapie orientiert sich an den Gelenken und deren Gelenkskapsel, die sich wie eine Hülle um all unsere Gelenke zieht. Mittels Zug (Traktion) können Schmerzen im Gelenk reduziert werden. Das ist ein sehr effektives Mittel um Schmerzen bei Abnützungserscheinungen (Arthrose) zu bekämpfen. Pendelübungen mit Gewicht können nach einer Einführung selbständig durchgeführt werden. Bei Bewegungseinschränkungen kann das Gelenk mit Mobilisationstechniken wieder beweglich gemacht werden. Manuelle Therapie wird auch zur Zentrierung von Gelenken verwendet. Dies findet häufigen Einsatz bei der Behandlung von Schulterproblematiken.

Weichteiltechniken

Wenn sich Muskeln verspannen, kann das zu großen Schmerzen führen. Mit Hilfe von Massagetechniken, Triggerpunkttherapie und Faszientechniken wird Verspannungen der Kampf angesagt. Mit Dehnungsübungen und Wärmeanwendungen kann man selbst an seinen Verspannungen arbeiten. Sind Sehnen oder Bänder betroffen, ist die Friktionstherapie das Mittel der Wahl. Hierbei wird das betroffene Band mit der Fingerkuppe quer oder längs behandelt. All diese Techniken haben das Ziel, die Durchblutung zu verbessern, die Kollagenfasern zum Umbau anzuregen und so die Schmerzfreiheit zu erlangen.

 

Einbeinige Streckercurls / Beinpresse einbeinig
Einbeinige Streckercurls / Beinpresse einbeinig

Stabilisation/Kräftigung

Eine kräftige, ausbalancierte Muskulatur stabilisiert unsere Gelenke. Um die Muskelkraft zu erhöhen ist es notwendig, die Muskulatur regelmäßig (3x/Woche) über ihr ursprüngliches Niveau hinaus durch gezielte Trainingsreize zu beanspruchen. Die notwendigen Trainingsreize für die Steigerung der Kraft können einerseits über geführte Geräte erreicht werden, andererseits über freie Übungen. Der Vorteil beim Training am Gerät liegt in der geführten Bewegungsausführung, dem festgelegten Bewegungsradius und dem isolierten Training einzelner Muskelgruppen. Vor allem bei Schmerzen in bestimmten Gelenkspositionen ist es sinnvoll an Geräten den Bewegungsradius über und unter dem Schmerzpunkt zu trainieren. Freie Trainingsübungen fördern die Stabilität der Gelenke, die intermuskuläre Koordination und erhöhen somit die Kraft. In der Trainingspraxis empfiehlt sich ein möglichst großer Bewegungsradius der Gelenke, um den Belastungsdruck auf eine möglichst große Gelenksfläche zu verteilen. Auch eine erhöhte Bewegungsgeschwindigkeit wirkt sich positiv auf den Druck im Gelenk aus. Grundsätzlich gilt, dass im schmerzfreien Bereich trainiert werden soll. In diesem komplexen Tätigkeitsbereich des Trainings bei Gelenksproblemen muss unbedingt ein erfahrener Trainer mit einbezogen werden.

Ausdauer

Im Fall einer Arthrose sind Sportarten mit einer geringen Stoßbelastung auf die Gelenke zu bevorzugen. Für die unteren Extremitäten empfiehlt sich Radfahren mit hoher Frequenz und niedrigerer Leistung, da hier die Belastung durch das Körpergewicht verringert ist und sich die zyklische-axiale Bewegungsrichtung positiv auf die Gelenke auswirkt. Walken oder Wandern in der Ebene belastet die Gelenke wenig. Bergabgehen sollte vermieden werden. Im Winter ist Schilanglaufen eine gute Alternative, aber auch Schitouren und Skifahren sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich. „Stop-and-Go-Sportarten“ wie, Tennis, Fußball u. ä. sind auf Grund der Belastungsspitzen nicht empfehlenswert. Auch Tanzen und Golfen sind wegen den dabei erforderlichen Drehbewegungen in den Gelenken mit Vorsicht zu genießen. Schwimmen ja, allerdings ist das Beintempo beim Brustschwimmen kontraproduktiv.

Elektrotherapie & Co.

Mit Elektrotherapie wird die Durchblutung von Muskeln, Gelenken und Sehnen gefördert. Sie findet auch Einsatz in der Stimulation von geschwächter und schlecht ansteuerbarer Muskulatur. Sind oberflächlich liegende Bänder oder Sehnen betroffen, kann mittels Laser die Wundheilung angeregt werden. Durch die Behandlung mit Ultraschall können auch tiefer liegende Strukturen behandelt werden.

Therapie und Training helfen

Manchmal ist nur ein kleiner „Kunstgriff“ des Therapeuten nötig. Oftmals geht es nur darum, ein Gelenk zu zentrieren, um eine kleine Bewegungskorrektur beim Golfschwung oder Aufschlag, oder die muskuläre Stabilisierung zu verbessern, und die Lebensqualität beim Sport und im Alltag ist wieder hergestellt. Durch ein abgestimmtes Heimprogramm, kann der Patient selbstständig weiter an seiner Schmerzfreiheit arbeiten. Bei der konservativen Therapie ist es wichtig das Problem an der Wurzel zu packen. Das heißt, nur wer die Ursache der Symptome sucht, und konsequent daran arbeitet, kann seine Probleme auf Dauer lösen. Packen Sie es an!