Ursachenforschung

Wie Ihre Leiste wieder zur Zierleiste wird

Stefanie Riedler, sporttherapie
Text: Stefanie Riedler

Das Auffinden der Ursache von Leistenschmerzen ist eine Disziplin, die wie bereits im Artikel von Dr. Gföller beschrieben, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verlangt.

Bei Leistenbeschwerden begibt man sich durch eine ganzheitliche Befundung des Bewegungsapparates physiotherapeutisch auf Spurensuche. Beckenschiefstellung, funktionelle Beinlängendifferenz, muskuläre Dysbalancen können sowohl Ursache, als auch Folge sein. Sie bilden den Cocktail, der einen fatalen Rattenschwanz an Beschwerdebildern (Symphysitis, Muskelfaserrisse, etc.) auslösen kann. Die Kunst in der Diagnostik besteht darin, herauszufinden, was ist Henne, was ist Ei.

Eine Beckenfehlstellung kann durch verkürzte, beziehungsweise ungleich kräftige Muskulatur entstehen. Dadurch kann nicht nur das Kreuz-Darmbein-Gelenk in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern auch die Hüfte als Kompensator. Nach und nach kann diese den Anforderungen nicht mehr gerecht werden und so entwickeln sich beispielsweise Schleimbeutelentzündungen. Wenn sich der Betroffene keine Therapie „leistet“ entsteht mit der Zeit in den meisten Fällen, durch die anatomische Verbindung des Beckens mit der Lendenwirbelsäule, auch dort eine Abnützung und daraus resultierende Schmerzen.

Es können sowohl die Hüfte, das Kreuz-Darmbein-Gelenk, als auch die Lendenwirbelsäule einen ausstrahlenden Schmerz in die Leiste hervorrufen. Nun beginnt die Ursachenforschung. Die Frage ist, was ist der Auslöser, was die Folge. Eine der häufigsten akuten Folgen einer Beckenfehlstellung mit ungleich ausgeprägter Muskulatur und häufiger Auslöser von Leistenschmerzen ist, vor allem im Fußballsport, eine Muskelzerrung mit unterschiedlich schwerer Ausprägung.

 

Mobilisation der Lendenwirbelsäule / Mobilisation der Hüfte und gleichzeitige Dehnung des Hüftbeugers
Mobilisation der Lendenwirbelsäule / Mobilisation der Hüfte und gleichzeitige Dehnung des Hüftbeugers

Therapie

Abgesehen von den Akutmaßnahmen am Spielfeld, wie Kompression durch Bandagen, Kühlen und Hochlagern des Beines, ist eine Wettkampf- und meist auch Trainingspause wichtig. Pause bedeutet in diesem Fall aber keineswegs, Beine hochlagern und abwarten, sondern die Muskulatur aktiv und passiv bei der Wundheilung zu unterstützen, um den Trainingsausfall so gering wie nötig halten zu können.

Durch Lymphdrainage wird das durch den Riss entstandene Hämatom (teilweise als blauer Fleck sichtbar) schneller abtransportiert. Unterstützt durch leichte Techniken zur Durchblutungsförderung des betroffenen Muskels und unter Verwendung von Ultraschalltherapie kann die Wundheilung optimal gefördert werden und der Muskel bekommt einen adäquaten Reiz zur Regeneration. Gleichzeitig werden alle beteiligten Gelenke auf Bewegungseinschränkungen untersucht und mobilisiert.

 

Mobilisation des Kreuz-Darmbeingelenks
Mobilisation des Kreuz-Darmbeingelenks

Training / Prävention

Sobald es schmerzfrei möglich ist, wird mit der Kräftigung der zu schwachen Muskulatur begonnen. Das übergeordnete Ziel ist die Stabilisation von überbeweglichen Gelenken. Dieses Aufbautraining ist eine Gradwanderung und verlangt viel Fingerspitzengefühl. Jedoch ist es unumgänglich für einen dauerhaften Erfolg, denn das Risiko eines erneuten Muskelfaserrisses wird durch ein gezieltes Aufbautraining und dem regelmäßigen Dehnen der verkürzten Muskulatur vermindert. Adäquates Aufwärmen vor dem Wettkampf sollte nicht vergessen werden. Das Tragen von Kompressionshosen während des Sports kann die Verletzungsgefahr vermindern.

Geduld ist bei Leistenbeschwerden ein kritischer Erfolgsfaktor. Beginnt man aus Übereifer zu rasch wieder mit dem Wettkampftraining kann es erneut zu einem Muskelfaserriss kommen. Dies wirft einen dann nicht nur einige Tage in der Rehabilitation zurück, sondern es kommt einem „zurück zum Start“ beim Mensch-ärgere-dich-nicht gleich und die Wundheilung beginnt von vorne. Daher sollte jede Steigerung der Intensität mit Arzt und Therapeut abgesprochen sein um die Pause möglichst gering zu halten und Spätschäden zu vermeiden.

Das rasche Einleiten von therapeutischen Maßnahmen, in Verbindung mit funktionellem Stabilisationstraining zur Prävention macht die Problemzone wieder zur „Zierleiste“.