Wollen muss man schon
Sprinter Gerhard Berger trainiert wieder
„Sigrid Kirchmann hat mich versetzt! Das war mein Glück“. Andi Berger hatte 1981 mit der damaligen Weltklasseathletin ein erstes Training in Ebensee vereinbart. Weil sie nicht kam, fuhr er schnurstracks nach Vöcklabruck und traf Trainer Heimo Tiefenthaler, der dort mit drei Sprintern trainierte. Der Rest ist Geschichte:
- 1989 Halleneuropameister über 60 m in 6,56 Sekunden (österreichischer Rekord – hält noch immer)
- Im gleichen Jahr schlug er in einem denkwürdigen Rennen in Neu-Delhi Carl Lewis
- Sein Rekord von 10,15 über 100 Meter hielt 25 Jahre (1988 bis 2023)
- 23 österreichische Meistertitel

Der frischgebackene Trainer Heimo Tiefenthaler entpuppte sich als Fanatiker und Tüftler, der sich unter anderem exzessiv mit Krafttraining auseinandersetzte. Da traf es sich gut, dass im Voralpenstadion die Gewichtheber ihr Trainingslokal hatten. Einerseits optimale Infrastruktur, andererseits Knowhow Lieferant. Die richtige Technik für Kniebeugen und Umsetzen, Reißen und Stoßen wurde erlernt.
Wir haben, dem Anspruch unserer Sportart geschuldet, mit sehr hohen Gewichten und wenig Wiederholungen trainiert. Die Multipress haben wir umgebaut, sie war für Kniebeugen mit 400 kg nicht geeignet. Der Standard lag bei 10 Trainingseinheiten pro Woche, davon viermal Krafttraining, zweimal richtig hart.

Nach meinem Karriereende habe ich 27 Jahre nicht trainiert. Das war ein Fehler, das würde ich heute nicht mehr machen. Aber, ich war ja nie der „Trainierer“. Das Training an sich war nicht meine Leidenschaft, nicht einmal das Laufen, vielmehr das Gewinnen. Ohne dieses extrinsische Ziel ist meine Motivation dünn. Ein Ziel ist für mich heute noch wichtig. War früher der Wettkampf die einzige Motivation und gewinnen der Lebensinhalt, so ist heute Eitelkeit ein zusätzlicher, nicht zu unterschätzender, Treibstoff.
Ich bin schon stolz auf meinen Body und fühle mich mit meiner Fitness im Leben einfach besser. Die Grundsatzfrage: „Willst Du es?“, habe ich für mich beantwortet.

Mein Training ist zielorientiert, noch immer von wenigen Wiederholungen mit hohem Gewicht (220 kg Kniebeuge, 90 °) geprägt. Gefühlt würde ich sagen, im Verhältnis zu früher gebe ich beim Training nicht mehr 100 %, aber ich versuche, mich wirklich anzustrengen. Ich trainiere viermal die Woche. Ich denke, ich erreiche momentan eine Trainingsintensität von 90 (Laufen) bis 95 % (Kniebeugen).
Mit Schnelligkeit und Kraft kommt mein Bewegungsapparat trotz Mastersalter (Jahrgang 1961) gut zu Rande, Sprünge, Sprints und Kraftübungen machen mir Freude. Ein Problem ist die Flexibilität. Altersbedingte Steifheit schränkt meine Schrittlänge ein, und kostet Zeit, obwohl ich vielmehr dehne als früher.
Sollte ich 2026 mein Ziel erreichen und bei der Masters WM in Daegu (Südchorea) eine Medaille holen, dann wars das mit dem Wettkampf. Krafttraining werde ich weiter machen. Ich werde die Belastung etwas zurücknehmen, dafür mehr Wiederholungen machen. Ich gestalte schon jetzt mein Training sehr einfach. Es braucht nur eine Handvoll Übungen, um fit zu sein.