Umgeknickt
Bagatellverletzung Supinationstrauma?

Text: Jasmin Plöckinger
Der Blick in den Wolken, einmal kurz nicht aufgepasst und schon ist es passiert – man ist „umgeknickt“. Überdehnungen oder Zerreißungen eines oder mehrerer Bänder an der Außenseite des Sprunggelenks sind die schmerzhaften Folgen.
Nicht jedes Umknicken führt zwangsläufig zu einem Bänderriss. Schwillt das Gelenk jedoch an, bildet sich ein Bluterguss und schmerzt das Gelenk bei Bewegung, so liegt höchstwahrscheinlich eine Bandruptur vor.
Das klassische Supinationstrauma gilt in der Praxis aufgrund seiner Häufigkeit schon beinahe als Bagatelltrauma. Um jedoch eine bleibende Instabilität und die dadurch drohende frühzeitige Gelenksabnützung zu vermeiden, muss gewissenhaft und konsequent behandelt werden.
Prinzipiell sollte nach jedem Trauma ein Arzt aufgesucht werden, der bereits durch einfache manuelle Tests wertvolle Erkenntnisse für das weitere Vorgehen gewinnen kann. Auch wenn Zusatzuntersuchungen, wie Röntgen, Magnetresonanz oder Ultraschall oftmals nur die Diagnose erhärten, sollte man nicht fahrlässig darauf verzichten. Dadurch können Begleitverletzungen ausgeschlossen werden, die das Behandlungskonzept tatsächlich dramatisch beeinflussen würden. Ein knöcherner Ausriss z. B. muss vielleicht operativ versorgt werden.

Erstversorgung
In der Akutphase den Fuß hochlagern, ruhigstellen und mit Kälte behandeln. Schmerzstillende Medikamente mit abschwellender Wirkung sind angezeigt. Die Schwellung fixiert zunächst das verletzte Gelenk. Sobald sie im Abklingen ist, übernimmt eine Bandage diese Funktion. Dieser funktionelle Verband hat drei Aufgaben.
- Er verhindert eine vordere Schublade, d. h das nach vorne Gleiten des Fußes gegenüber dem Unterschenkel,
- limitiert das Heben des Fußinnenrandes und
- die Bewegung im Sprunggelenk nach unten.
Achtung
Die Bandheilungszeit beträgt sechs Wochen. Schon bei einer einmaligen Überdehnung in diesem Zeitraum würde das Band in zu langer Form heilen. Die Bandage muss daher Tag und Nacht getragen werden. Ein zu langes Band limitiert die Bewegung im Sprunggelenk zu spät oder gar nicht. Dadurch ist das Gelenk größeren Scherbelastungen ausgesetzt, was zu vorzeitiger Arthrose führt.
Therapie
In der ersten Woche lindern Lymphdrainagen die Schwellung und den Bluterguß. Elektrotherapie, und/oder Lasertherapie, aber auch Salbenverbände und Enzymtherapie unterstützen die Abschwellung und fördern die Wundheilung des verletzten Bandes.
Ab der 2. Woche wird Heilgymnastik mit medizinischer Trainingstherapie kombiniert. Koordinationstraining und stabilisierendes Training für die Unterschenkelmuskulatur werden mit der Bandage im erlaubten Bewegungsausmaß durchgeführt. Zusätzlich werden auch große Muskelgruppen trainiert, um metabolische Prozesse im Körper anzuregen, welche wiederum die Wundheilung fördern.
In der 7.-8. Woche kann ein computerunterstützter Isokinetik Test absolviert werden, der die Relation der Kraft von vorderer zur hinterer Unterschenkelmuskulatur aufzeigt und Rückschlüsse auf vorhandene Muskeldefizite zulässt. Das Training kann dann noch gezielter abgestimmt werden. Ebenso kann objektiv bewertet werden, wann Lauf- und Sprungbelastungen wieder möglich sind.
Da die vollständige Remodellierung des Bandes ein Jahr dauert, ist es günstig, beim Sport die Bandage oder einen Tapeverband noch so lange zu tragen.
Behandlungskonzept
- Salbenverbände, bis die Schwellung abgebaut ist
- Funktionelle Bandage für sechs Wochen
1. bis 2. Woche
Ziel: Schmerzlinderung und Schwellungsabbau
- Lymphdrainagen
- Manuelle Therapie
- Elektrotherapie
3. bis 6. Woche
Ziel: Koordination, Kräftigung
- Manuelle Therapie
- Funktioneller Muskelaufbau
- Elektrotherapie
7. Woche
- Manuelle Stabilitätskontrolle
- Verlaufskontrolle mittels eines computergestützten isokinetischen Funktionstests
- Trainingsplan