Langlaufen

Gut für Herz, Hirn und kardiovaskuläres System

Dr. Norbert Schauer
Text: Dr. Norbert Schauer

Man muss nicht Heidi Weng oder Johannes Høsflot Klæbo heißen, um Langlaufen zu lieben. Immer mehr Winterbegeisterte suchen auf den endlosen Schleifen der Loipe meditative Entspannung vom hektischen Alltag. Da Langlaufen zudem gelenkschonend und verletzungsarm ist, kann es von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Wie der Wintersport aus internistischer Sicht zu bewerten ist und wie er sich auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt, erklärt der Kardiologe Dr. Norbert Schauer – selbst begeisterter Langläufer – im Interview mit Leben à la carte.

 

Dr. Schauer im Windschatten von Dr. Hoser beim Kaiser-Maximilian-Lauf (60 Kilometer).
Dr. Schauer im Windschatten von Dr. Hoser beim Kaiser-Maximilian-Lauf (60 Kilometer).

 

Wie ist Langlaufen aus sportlich-medizinischer Perspektive einzuschätzen? Langlaufen ist die Sportart, die die meisten Muskelgruppen aktiviert. Wie kann man das nachweisen? Die Kondition bzw. Performance wird in der Spiroergometrie gemessen. Dabei wird untersucht, welchen Sauerstoffgehalt die ein- und die ausgeatmete Luft hat, woraus sich die maximale Sauerstoffaufnahme errechnen lässt. Und die Ergebnisse sind eindeutig: Spitzenlangläufer nehmen wesentlich mehr Sauerstoff auf als andere Spitzenausdauersportler.

Wenn jemand Herz-Kreislauf-Probleme hat, ist Langlaufen dann trotzdem ein geeigneter Sport? Es gibt hierzu sehr gute Untersuchungen, z. B. von Ute Mens, die sich Herzkranke angeschaut hat. Die Forschungsfrage war: „Wer überlebt länger – diejenigen, die Sport betreiben oder die, die keinen machen?“ Die Studie ergab, dass die körperlich Nichtaktiven ein viermal höheres Risiko zu versterben hatten als die Aktiven. Bei jenen aber, die mehr als viermal pro Woche Sport betreiben, steigt das Risiko wieder. D.h. die moderaten Sportler, die rund drei Stunden Ausdauersport betreiben, leben am gesündesten. Wer also an einer Herzschwäche leidet, für den ist angeleitete moderate Bewegung sehr gesund. Denn die Muskelkontraktionen unterstützen die Venenbewegungen, was das Herz entlastet. Daneben werden natürlich auch Psyche, Blutfettwerte, Gewicht usw. positiv beeinflusst.

Und welche Intensität sollen Langläufer und -läuferinnen wählen? Wenn ich immer am Anschlag trainiere, ist mein Glykogenspeicher leer und ich fühle mich matt, die Muskulatur kann nicht richtig arbeiten. Deshalb ist das sogenannte polarisierte Training sinnvoll, das das norwegische Team populär gemacht hat: 90 Prozent des Trainings sind sehr gemütlich (Puls unter 120), d.h. ich kann mir auch Zeit nehmen, die Landschaft zu genießen, und nur ein sehr kleiner Teil des Trainings findet im Stehvermögensbereich (Puls 170-190) und darüber statt. Auch für Hobbysportlerinnen und -sportler ist es empfehlenswert, die Herzfrequenz zu überprüfen und einen Gang zurückzuschalten.