Auf (schmerz) freiem Fuß
Viele Fußbeschwerden sind unserer modernen Lebensweise geschuldet
Die Volksweisheit dass Barfußgehen dem Fuß gut tut ist wissenschaftlich nachgewiesen. Dass wir meistens Schuhe tragen, die den Fuß einengen oder zumindest in seiner normalen Funktion stören, ist ein Grund, warum gerade der Fuß vielen Menschen Schmerzen bereitet. Der zweite Aspekt ist, dass die Funktion des Fußes ausgerichtet ist auf ein Leben in der Savanne, wo der Boden meistens sandig war und Homo sapiens sich barfuß fortbewegte.
Sprunggelenk
Die größten Gelenke des Rückfußes sind das obere und untere Sprunggelenk. Beide können einer Abnützung unterliegen, also eine Arthrose entwickeln und damit Ursache für Schmerzen sein. Sind diese durch physiotherapeutische Maßnahmen nicht in den Griff zu bekommen, empfiehlt sich am oberen Sprunggelenk die Operation einer Prothese, die die Beweglichkeit erhält. Für das untere Sprunggelenk gibt es bei ausgeprägtem schmerzhaften Arthrosen keinen prothetischen Ersatz, aber arthroskopische Operationstechniken, die das Gelenk fixieren und somit ein schmerzfreies Gehen ermöglichen.
Sehnenschmerzen
Die kräftige Sehne auf der Innenseite des Rückfußes, die tibialis posterior Sehne, stabilisiert das Knicken des Fußes nach innen dynamisch muskulär. Auf der Außenseite verlaufen die Peronealsehnen, die das Umkippen nach außen verhindern. Beide können verletzt werden und damit Schmerzen verursachen. Gerade bei den Sehnen ist es wichtig, eine frühe exakte Diagnose zu stellen, um sofort mit Maßnahmen der Physiotherapie und der Versorgung mit Schuheinlagen dem Fortschreiten dieser Problematik Einhalt zu gebieten. Nur fortgeschrittene chronische Schmerzen sind mit einer Operation zu versorgen.
An der Fußsohlenseite läuft eine kräftige Sehne vom Fersenbein zum Vorfuß, die so genannte plantare Fascie. Einrisse in dieser Fascie führen zu Entzündungen und in weiterer Folge zur Entwicklung eines auch im Röntgen sichtbaren Fersensporns. Die Schmerzursache liegt jedoch nicht im Knochen, sondern in der Entzündung der Sehne. Hier kommt die Stoßwelle als Behandlungsform zum Einsatz, in Kombination mit Schuheinlagen. Ist damit der Schmerz nicht zu beseitigen, gibt es einen minimal invasiven operativen Eingriff der die Schmerzfreiheit wieder herstellt.
Ermüdungsbrüche
Diese können theoretisch jeden Knochen betreffen sind aber am häufigsten im Fersenbein im Rückfuß lokalisiert. Sie entstehen durch eine länger dauernde, aber durchaus nur einmalige, zu hohe Belastung, im Sinne eines Laufes oder einer langen Wanderung. Sie können auch im Anfangsstadium im MRI hervorragend erkannt und damit auch der richtigen Behandlung zugeführt werden. Diese besteht in Schonung und Stoßwellenbehandlung, eine echte Entlastung oder Gipsfixation ist nur bei fortgeschrittenen Ermüdungsfrakturen erforderlich.
Hallux valgus
Die häufigste Fehlstellung des Vorfußes ist der Hallux valgus, landläufig auch Frostballen genannt. Es handelt sich dabei um eine Achsabweichung im Großzehengrundgelenk, die zu einer auffälligen Vorwölbung des ersten Mittelfußköpfchens an der Innenseite des Fußes führt. Der Hallux valgus ist häufig auch Teil einer komplexeren Fehlbildung, des sogenannten Spreizfußes, einer Fußfehlstellung mit Verlust des Quergewölbes. Die Ursache ist multifaktoriell mit einem großen Schwerpunkt auf genetische, also vererbte Faktoren. Übergewicht und falsches Schuhwerk, vor allem hohe Absätze spielen ebenfalls eine Rolle, werden aber generell etwas überschätzt.
Die häufigsten Beschwerden sind immer wiederkehrende Entzündungen und Rötungen am Großzehenballen, sowie Schwielenbildung durch Schuhdruck. Dies führt natürlich zu Schmerzen, die dann auch das Gangbild beeinflussen können. Fehlbelastungen am übrigen Fuß sind dann die Folge. Auch kann die Gelenksfehlstellung zu einer frühzeitigen Arthrose, dem Hallux rigidus führen.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten stehen natürlich an erster Stelle und sind vor allem bei gering ausgeprägten Fällen häufig ausreichend. Neben dem Wechsel des Schuhwerks auf nicht zu enge, ausreichend weite und flache Schuhe, kann durch maßgefertigte Einlagen die Druckverteilung am Fuß optimiert werden, speziell dann, wenn zusätzlich ein Spreizfuß vorliegt. Auch Physiotherapie und Fußgymnastik kann hilfreich sein. Diverse Nachtschienen und Orthesen sind allenfalls kurzfristig postoperativ sinnvoll, eine dauerhafte Korrektur ist damit nicht zu erreichen.
st die Fehlstellung sehr schwer oder die konservative Therapie nicht zielführend kommen verschiedene operative Verfahren zum Einsatz. Über 100 verschiedene Operationen wurden zur Korrektur des Hallux valgus beschrieben. Welche für Sie die richtige ist, muss der behandelnde Arzt anhand aller Begleitfaktoren entscheiden. In der Regel muss durch eine Osteotomie (Durchtrennung des Knochens) eine Korrektur des Großzehenstrahles herbeigeführt werden. Postoperativ ist eine Ruhigstellung mit einem speziellen Verbandsschuh für sechs Wochen erforderlich.
Hallux rigidus
Beim Hallux rigidus handelt es sich um eine Arthrose (Abnützung) des Großzehengrundgelenks. Eine Fehlstellung kann, muss aber nicht vorliegen. Hauptsymptom dabei ist eine zunehmende Bewegungseinschränkung, die schließlich zur vollständigen Versteifung des Gelenkes führen kann. Diese ist in der Regel mit Schmerzen beim Abrollen des Fußes verbunden und führt damit zu einer Einschränkung der Mobilität und Sportfähigkeit. Durch Verlagerung des Abrollvorganges auf andere Fußbereiche kann es zu Schmerzen im mittleren Vorfuß (Transfer-Metatarsalgie) kommen.
Konservative Maßnahmen umfassen diverse orthopädische Schuhzurichtungen mit Abrollhilfen, Maßeinlagen und im Frühstadium auch physiotherapeutische Behandlungen. Die operative Behandlung ist abhängig vom Ausmaß der Arthrose. Bei einem leichten Hallux rigidus kann eine sogenannte Cheilektomie durchgeführt werden. Dabei werden störende Knochenvorsprünge entfernt, mit dem Ziel die Beweglichkeit wieder zu verbessern. Ist die Arthrose fortgeschritten, kann eine Arthrodese (Versteifung) des Großzehengrundgelenkes zu Schmerzfreiheit führen. Analog zu anderen Gelenken gibt es auch diverse Prothesenmodelle, die allerdings im Langzeitverlauf nicht überzeugen können.