Leben ala Carte – 1802

100 Jahre Arthroskopie

Die Geschichte der minimalinvasiven Gelenks­chirurgie

Dr. Florian Dirisamer - Orthopädie und Sportchirurgie, Puchenau bei Linz
Text: Florian Dirisamer und Christian Patsch

Die Geschichte der Arthroskopie ist etwa 100 Jahre alt. Der genaue Zeitpunkt des ersten Eingriffs ist nicht bekannt, da mehrere Chirurgen nahezu zeitgleich ihre ersten Versuche unternahmen und anschließend publizierten.

Kamen damals noch Zystoskope (Geräte zur Blasenspiegelung) zum Einsatz, stehen heute 4K Full HD Kameras zur Verfügung, die jede kleine Pathologie an den intraartikulären Strukturen wie Bänder, Menisci und Knorpel darstellen können. Der größte Vorteil für die Patienten liegt allerdings in der minimalen Invasivität. Am Beispiel einer Kreuzband-Rekonstruktion kann man die enorme Entwicklung der letzten Jahrzehnte gut nachvollziehen. Lag die Größe der Narbe noch 1980 bei etwa 25 cm, liegt sie heute nur mehr bei knapp 2,5 cm. Während damals die Patienten mit 1 Woche Krankenhausaufenthalt rechnen mussten, werden solche Eingriffe heute manchmal sogar tagesklinisch durchgeführt.

 

100 Jahre Arthroskopie

 

„Wurde noch vor 40 Jahren nach einer Kreuzband-Operation das Bein für 6 Wochen mit einem Gips ruhig gestellt, können die Patienten heute vom ersten Tag weg das Knie bewegen und das Bein belasten“, erklärt Dr. Christian Patsch, der gemeinsam mit Dr. Florian Dirisamer in Puchenau eine Praxis für Orthopädie und Sportchirurgie betreibt. „Dies führt auch zu einer rascheren Rückkehr zur sportlichen Belastung.“

Der Einsatzbereich der Arthroskopie wurde ebenfalls sukzessive erweitert. „Heute werden regelmäßig Arthroskopien in allen großen Gelenken des menschlichen Körpers durchgeführt. Durch ständige Verfeinerung der Operationstechnik können heute nicht nur Kreuzband-Operationen, sondern auch viele knorpelchirurgische Maßnahmen und sogar Meniskusnähte oder Transplantationen voll arthroskopisch ausgeführt werden“, so Dr. Florian Dirisamer.

Auch wenn über den Einsatz der Arthroskopie bei Kniegelenksarthrose vielfach kritisch berichtet wird, hat sie nach wie vor einen unverzichtbaren Platz im Therapiealgorithmus. „Wenn die Abnützung nicht zu weit fortgeschritten ist, kann vielfach die Lebensqualität der Patienten durch eine arthroskopische Meniskusoperation oder die Beseitigung mechanisch störender Strukturen verbessert werden“, sagt Dr. Christian Patsch.

„Damit kann man die Notwendigkeit einer Kniegelenksprothese oft Jahre hinauszögern, bei schweren Arthrosen ist allerdings eine Arthro­skopie nicht mehr sinnvoll, hier hilft dann oft nur mehr der künstliche Gelenksersatz“, ergänzt Dr. Florian Dirisamer.

Die Wahl der Methode ist immer eine individuelle Entscheidung unter Berücksichtigung aller Begleitfaktoren wie Schmerzqualität und sportlichem Anspruch des Patienten. Ziel ist immer einen möglichst schonenden Lösungsweg für den Patienten zu finden.