Leben ala Carte – 1604

Kniefall

Physisotherapie bei patellofemoralem Knieschmerz

Melanie Temper
Text: Melanie Temper

Die Physiotherapie bietet eine Palette von Möglichkeiten, Beschwerden bei patellofemoralem Knieschmerz zu verbessern. Die Betroffenen beschreiben meist Schmerzen im Bereich der Kniescheibe vorne, die beim in die Hocke gehen, Aufstehen, Hinsetzen, Springen, Knien, beim Bergab- oder Bergaufgehen zunehmen. Je nach Ursache der Beschwerden, ergeben sich die Behandlungsschwerpunkte.

 

Mobilisation des „Recessus“ oberhalb der Kniescheibe / Korrekte Beinachse (o.) vs. falsche Beinachse
Mobilisation des „Recessus“ oberhalb der Kniescheibe / Korrekte Beinachse (o.) vs. falsche Beinachse

Schmerzen lindern / Stoffwechselsituation verbessern

Schmerzhafte Strukturen rund um die Kniescheibe, wie die Oberschenkelmuskulatur sowie deren Sehnenansätze, können durch Massagen gelockert werden. Eine Ausstülpung der Gelenkskapsel oberhalb der Kniescheibe, bekannt unter Recessus, ist oft verklebt und sollte deshalb mobilisiert werden. Um auf das Krafttraining vorzubereiten ist „Kollagentraining“ häufig wirksam. Dabei soll das Knie locker mit vielen Wiederholungen (300 bis 500), ohne Widerstand und schmerzfrei im Sitzen gebeugt und gestreckt werden. Das Mittel der Wahl ist hier Radfahren bei niedriger Wattzahl.

Beweglichkeit und Muskelelastizität verbessern

Verkürzte Muskeln können vom Therapeuten passiv gedehnt werden (z.B. Oberschenkel- und Hüftmuskulatur). Dehnungsübungen der Oberschenkel- und Wadenmuskulatur eignen sich gut fürs Heimprogramm. Als Unterstützung für die Mobilisation der seitlichen Hüftmuskulatur (Abduktoren) eignet sich die Faszienrolle.

Therapeutische Aspekte für das Training

Die Haltungskorrektur der Beinachse ist der Grundstein für das Training und kann mithilfe eines Spiegels oder durch Vorzeigen angeleitet werden. Der Fokus des Trainings liegt auf der Kräftigung der Hüft- (vor allem Abduktoren und Gesäß) und Beinmuskulatur, sowie der Rumpfkräftigung. Funktionelle Übungen wie Kniebeugen oder Ausfallschritte sollten im Übungsprogramm enthalten sein. Wenn dabei Schmerzen auftreten, kann ein Zehenkeil entlastend wirken. Sobald schmerzfrei möglich, sollte der innere Anteil des vorderen Oberschenkelmuskels mit „Strecker Curls“ in Außenrotation des Beines trainiert werden. Gezielt soll auch auf das Bergauf- und Bergabgehen vorbereitet werden. Hilfreich kann es sein, das Vor- und Rücksteigen zunächst in der Ebene zu üben. Weiterführend können Schritte von einem Stepper hinauf bzw. herunter erarbeitet werden und schließlich kann mit der Höhe variiert werden. Zur Stabilisierung der Kniescheibe bei Belastung können Tapes oder Braces hilfreich sein. Last but not least ist Koordinationstraining nicht zu vergessen. Der Einbeinstand auf einer labilen Unterlage wie dem Kreisel, dem Trampolin oder dem Luftkissen ist eine von vielen Trainingsmöglichkeiten.