Sprechen, Singen, Heiserkeit

Wie geht man mit Stimmbelastungen um?

Dr. Markku Patjas, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie für Phoniatrie und Pädaudiologie.
Text: Markku Patjas

Unsere Stimme ist das wichtigste Mittel der Kommunikation. Wir benützen sie täglich ohne viel darüber nachzudenken. Doch in manchen Situationen kann das Sprechen die Stimme belasten. Noch problematischer ist das Singen – ohne richtige Stimmbildung kann die Stimme schnell Zeichen der Überanstrengung zeigen. Doch auch ausgebildete Sängerinnen und Sänger sind nicht vor Heiserkeit und Co. gefeit. Wir haben mit Dr. Markku Patjas, Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde sowie Phoniatrie und Pädaudiologie, der Experte für Stimmstörungen in der Privatklinik Hochrum, ein Interview geführt.

 

In der Privatklinik Hochrum arbeiten über 100 Ex­perten nahezu aller medizinischen Fachrichtungen.
In der Privatklinik Hochrum arbeiten über 100 Ex­perten nahezu aller medizinischen Fachrichtungen.

 

Wie entsteht die Stimme beim Sprechen? Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass die Bezeichnung „Stimmbänder“, wie sie im Volksmund verwendet wird, eigentlich nicht ganz richtig ist. Die Stimmbänder sind nur ein Teil der sogenannten Stimmlippen. Also: Wir atmen ein, dann atmen wir aus und schließen dabei die Stimmlippen. Die Luft wird durch sie hindurch gepresst, sie geraten in Schwingung, also sie beginnen zu flattern, und daraus entsteht ein Ton. Das ist aber erst ein Ton, noch nicht eine Stimme. Es ist ein bisschen wie wenn ich zwei Gräser nehme und sie zum Quietschen bringe, indem ich durchblase. Beim Menschen geht der Ton danach in den Hals, Rachen und Mundbereich und sogar in die Nase, Nasennebenhöhle und in den Brustkorb – das alles ist der Resonanzraum, der dann die Stimme ausmacht.

 

Die Stimmlippen schematisch dargestellt und wie sie der Arzt mit dem Endoskop sieht.
Die Stimmlippen schematisch dargestellt und wie sie der Arzt mit dem Endoskop sieht.

 

Was kann die Stimme belasten? Oh, viele Sachen! Zum Beispiel Zigaretten. Die schädigen die zarte Stimmlippenschleimhaut und machen sie rau. Auch Staub, bestimmte Gase oder Umweltgifte wirken sich ähnlich aus. Ein weiterer Faktor ist Lärm, denn wenn ich in einer lauten Umgebung sprechen muss, rede ich viel angestrengter und lauter. Aber auch eine sonstige falsche Stimmbelastung kann sich negativ auswirken. Das passiert z. B. bei Lehrern oder sonstigen „Stimmberufen“, die nicht ausgebildet sind. Schauspieler und Sänger hingegen haben eine Stimmbildung genossen und wissen, wie sie ihre Stimme belasten können.

Eine zu laute oder falsche Sprechweise kann dazu führen, dass sich z. B. Knötchen auf den Stimmlippen bilden, genauer gesagt auf der Innenseite. Das Resultat ist, dass sich die Stimmlippen nicht mehr ganz schließen können. Die Stimme klingt dann behaucht oder heiser. Kinder oder Hobbysänger haben das häufig, deswegen nennt man sie auch „Schreiknötchen“ oder „Sängerknötchen“. Bei professionellen Sängern kommt es viel seltener vor, trotzdem ist das die große Angst der Berufssänger, dass sich solche Knötchen bilden. In der Anfangsphase sind diese weich und können durch logopädische Übungen und durch Stimmbildung, also „ergonomische“ Stimmbenutzung, wieder zurückgehen. Wenn sie schon verhärtet sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie von alleine zurückgehen. Dann werden sie operativ behandelt.

Wann sollte man zum Arzt gehen? Wenn man über drei Wochen heiser ist, sollte man das unbedingt HNO-ärztlich / phoniatrisch abklären lassen.