Pistenspaß mit künstlichen Gelenken

Dr. Florian Dirisamer - Orthopädie und Sportchirurgie, Puchenau bei Linz
Text: Florian Dirisamer und Christian Patsch

Die weit verbreitete Meinung, dass mit einer Knie- oder Hüftgelenksprothese auf Wintersport verzichtet werden muss, hält sich nach wie vor hartnäckig in vielen Köpfen. Dabei belegen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, dass sich Implantatträger ohne größere Bedenken auf die Skipiste wagen können.

 

Ungetrübter Pistenspaß ist auch für Prothesenträger bedenkenlos möglich.
Ungetrübter Pistenspaß ist auch für Prothesenträger bedenkenlos möglich.

 

„Das künstliche Gelenk hält den Belastungen beim Skifahren, Tourengehen oder Tiefschneefahren auf alle Fälle stand“, weiß Dr. Christian Patsch, Facharzt für Orthopädie und Sportchirurgie in Puchenau bei Linz. Die Angst vor einer Implantatlockerung ist unbegründet, ganz im Gegenteil: Sport verbessert die muskuläre Stabilisierung des Gelenks und die Knochenqualität. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass Skifahren sogar positive Auswirkungen auf Alltagssituationen von Menschen mit künstlichen Hüft- oder Kniegelenken hat, da es zu einer Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten kommt. Viele Patienten sind nach ihren ersten Schwüngen auf der Piste überrascht, wie gut und schmerzfrei Skifahren mit einer Prothese möglich ist. „Moderne Implantate stellen die optimale Gelenksfunktion wieder her“, sagt Dr. Patsch und ergänzt: „Wer vor der Operation eine gute Technik hatte, wird auch nachher ein sicherer Skifahrer sein.“

Das Um und Auf ist eine professionelle Nachbetreuung mit Physiotherapie und Rehabilitation, um den muskulären Status wiederherzustellen. Etwa ein halbes Jahr sollte anschließend vergehen, bis die Skier wieder angeschnallt werden können. Dann steht dem ungetrübten Pistenspaß nichts mehr im Wege. „Eine gezielte Vorbereitung mit Kraft-, Koordinations- und Ausdauer­training ist für jeden Wintersportler, also auch für Skifahrer ohne Prothese, ratsam. Denn mangelnde Fitness gilt bei vielen Unfällen als Haupt­ursache“, erklärt Dr. Florian Dirisamer, der ebenfalls eine Ordination für Orthopädie und Sportchirurgie in Puchenau betreibt.

Von den häufigsten Skiverletzungen – Meniskus- und Kreuzbandrupturen – bleiben Implantatträger übrigens verschont, da sowohl der Meniskus als auch die Kreuzbänder beim Einsetzen des künstlichen Gelenks entfernt werden.

Künstlicher Gelenksersatz: Wann sollte operiert werden?

Experten sind sich einig: Die meisten Patienten warten tendenziell zu lange, bis sie sich für eine Operation entscheiden. Meist sind Schmerzen und Probleme bei der Bewältigung von alltäglichen Situationen der entscheidende Auslöser, sportliche Einschränkungen spielen eine eher untergeordnete Rolle. „Viele Menschen bemerken erst nach dem Eingriff, welche Aktivitäten mit einer Prothese überhaupt möglich sind. Oft ergeben sich ganz neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung“, erklärt Dr. Florian Dirisamer und ergänzt: „Lassen Sie sich lieber früher operieren – nicht erst, wenn die Schmerzen unerträglich werden und Sie zu große Einschränkungen Ihrer Lebensqualität hinnehmen müssen.“ Moderne Implantate weisen eine Haltbarkeit von über 20 Jahren auf und ermöglichen ein aktives Leben, das auch vor weiteren Erkrankungen wie z. B. Osteoporose oder Übergewicht schützt.