Zehn­tausender­service

Alexander Pirngruber

Dr. Florian Dirisamer - Orthopädie und Sportchirurgie, Puchenau bei Linz
Text: Florian Dirisamer und Christian Patsch

So viele Kilometer hatte Herr Alexander Pirngruber zwar noch nicht am Tacho als er acht Jahre nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese, zur Kontrolle zu uns in die Ordination kam. E war etwas besorgt, dass sein Ausdauersport dem Implantat schaden könnte.

 

Alexander Pirngruber
Neuartige Materialien haben den Verschleiß der Prothesen auf ein Minimum reduziert.

 

Erst am 11.9.21 hatte er das Ziel beim Jungfrau Marathon in der Schweiz erreicht. In Zahlen bedeutet das 42,195 km, 2020 Höhenmeter und 4.000 Starter. So eine sportliche Höchstleistung ist natürlich nur nach entsprechend konsequentem Training und vielschichtiger Vorbereitung möglich. Herr Pirngruber hat allein im Jahr 2021 1.300 km und 20.000 Höhenmeter zurückgelegt und dabei 13 kg Körpergewicht abgenommen.

Vorweg kann man sagen, dass sich bei der Kontrolle keine Auffälligkeiten zeigten und sich keine wesentlichen Verschleißerscheinungen bei seinem Implantat fanden. Noch vor ein paar Jahrzehnten hat man Patienten abgeraten, über reines Hobbyniveau hinaus Sport zu betreiben. Vor allem Laufen hat man nicht als geeignete Sportart angesehen. Was ist seither passiert, das die Empfehlungen so verändert hat?

Die größte Entwicklung haben sicher die Implantate selbst genommen, und da im speziellen die Materialien. Anatomisches Design und muskelsparende Operationstechniken haben die biomechanischen Voraussetzungen geschaffen, Sport auf hohem Niveau auszuüben. Der eigentliche Träger des Verschleißes ist die sogenannte Gleitpaarung, bestehend aus Inlay und Kugel. Heute kommen hier entweder Keramik / Keramik – oder Durasul / Keramik Paarungen zum Einsatz. Keramik / Keramik zeigt kaum messbaren Abrieb, hat aber durch die seltene Möglichkeit eines Bruchs auch Nachteile. Beim Durasul handelt es sich um ein hochvernetztes Polyethylen, welches außerordentlich widerstandsfähig ist und damit lange Standzeiten der Hüftimplantate ermöglicht. Man geht heute von 20 – 25 Jahre Haltbarkeit aus. Wenn man den richtigen Zeitpunkt dann nicht übersieht, muss nicht immer eine komplette Wechseloperation durchgeführt werden, sondern es genügt dann ein Wechsel der Gleitpaarung, was für den Patienten wesentlich schonender ist.

„Einen Marathon werden Sie nicht mehr laufen können“, haben wir Herrn Pirngruber vor seiner Operation gesagt. Offenbar haben wir uns geirrt…