Sag nie Ping Pong!

Volkssport Tischtennis


Text: Walter Povysil

Rund 170 km/h, 50 Umdrehungen in der Sekunde, in wenigen zehntel Sekunden fliegt der Ball die fünf Meter von Schläger zu Schläger: Tischtennis ist schnell, richtig schnell!

Die Sportart entstand in England vor etwa 150 Jahren, als man wegen des häufigen Regenwetters eine Alternative zum Lawn Tennis suchte. Man nannte das Spiel zunächst Raumtennis. Als Schläger verwendete man unter anderem Bratpfannen. Erst nach der Jahrhundertwende etablierten sich einheitliche Regeln. Die ersten Weltmeisterschaften fanden 1926 statt. Österreich stellte mit Trude Pritzi und Richard Bergmann zwei Weltmeister vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Engländer Fred Perry gewann nach seinem Titel 1929 dreimal hintereinander das Tennistournier in Wimbledon. Die Spiele waren zu dieser Zeit sehr eintönig, 1936 bei der WM in Prag spielten ein Pole und ein Rumäne über zwei Stunden um einen Punkt.

 

Vom Raumtennis zum Tischtennis

In den 50er Jahren entwickelte sich schließlich das moderne Tischtennis. Die Erfindung der Schaumgummi Unterlage und des Noppengummis ermöglichte erst das vom Topspin geprägte Angriffsspiel. Seither sind asiatische Spieler in diesem Sport führend, wenige europäische Spieler konnten diese Dominanz durchbrechen, die Schweden Stellan Bengtsson und Jan Ove Waldner, sowie unser österreichischer Weltmeister von Paris 2003, Werner Schlager. Er bekam dafür in China eine eigene Briefmarke, die vor allem in Hong Kong ein begehrtes Sammlerobjekt wurde.

Long and short pimples

Der Tischtennisschläger ist, wie bei vielen Sportarten (Tennis Racket, Ski, Formel eins Auto), sehr wichtig und Tüftler erfinden ständig neue Varianten, die von der Regelkommission genehmigt werden müssen, manchmal auch wieder verboten werden. Die Auswahl beginnt beim Holz und endet bei Carbon. Es gibt eigene Schläger für Offensiv-Spieler (elastisches Holz) und Defensiv-Spieler (hartes Holz). Die Allround Variante liegt irgendwo dazwischen. Der Belag kann Noppen innen oder außen haben, „long and short pimples“ sind möglich, ebenso verändert die Dicke und Härte des Schwamms die Spieleigenschaften. Der Österreicher Toni Hold hat vor mehr als 50 Jahren mit der Erfindung eine Antitopspin Belags für Furore gesorgt.

Volkssport

In China ist Tischtennis Volkssport: Es gibt dort etwa 10 Millionen Vereinsspieler. (Im Vergleich dazu: Deutschland hat etwa zwei Millionen aktive Fußballspieler). Auch in Österreich gibt es über 25.000 Vereinsspieler, allein in Oberösterreich ist die Meisterschaft in neun Leistungsstufen gegliedert, die Staatsligen nicht mitgerechnet.

Einfache Regeln

Der Ball muss ohne Fehler über das Netz auf die gegnerische Tischhälfte treffen. Beim Service (ähnlich wichtig wie beim Tennis) muss der Ball zuerst auf der eigenen Seite auftreffen, bevor er das Netz überquert. Der Aufschlag wechselt nach zwei Punkten, der Satz endet bei elf Punkten, dabei sind zwei Punkte Vorsprung erforderlich, sonst geht es in die Verlängerung. Gespielt wird meist auf drei Gewinnsätze, bei der WM und anderen großen Tournieren auch auf vier. Früher ging ein Satz bis 21, die kürzeren Sätze haben den Sport viel attraktiver für das Publikum gemacht. Für die Spieler ist die psychische Herausforderung dadurch dramatisch gestiegen.

Gesunder Hobbysport

Fast jeder Ort in Österreich hat einen Verein, wo man schnuppern kann. Der finanzielle Aufwand ist gering, auch gute Turnierschläger sind um 100 Euro zu haben, für Hobbyspieler auch deutlich günstiger. Einen Tisch kriegt man um 120 Euro, wenn man zu Hause in der Garage oder im Keller ausreichend Platz für eine Platte hat. Die körperlichen Voraussetzungen und technischen Fähigkeiten sind gering, um mit viel Spaß den Sport ausüben zu können.

Ist Tischtennis gesund? Oh ja, es fördert die Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit und hilft, bis ins hohe Alter fit zu bleiben. Lebender Beweis ist Frau Ni Xialian aus Luxemburg (geboren in Shanghai), die 38 Jahre nach ihrer ersten Weltmeisterschaftsmedaille wieder Bronze bei der WM im Damendoppel holte und in diesem Winter mit fast 60 Jahren unsere österreichische Europameisterin Sofia Polcanova in einem Länderspiel schlug.

Verletzungen sind relativ selten. Tennisellbogen gibt es auch beim Tischtennis und Muskelverletzungen bei ruckartigen Bewegungen sind möglich. Typische sportartspezifische Spätfolgen sind nicht zu befürchten. Aber Tischtennis ist gefährlich: Der Blutdruck kann ungeahnte Höhen erreichen, wenn man sich, genau wie bei Dart, Bowling oder beim Tarockieren zu sehr über einen Fehler ärgert.

Walter Povysil, Hauptberuflich Tischtennisspieler, Nebenjob HNO Arzt Spielt für ASKÖ Ebelsberg in der Regionalklasse (fünfte oberösterreichische Leistungsebene.)

Größte Erfolge: 1975 oberösterreichischer Jugendlandesmeister im Doppel mit Kurt Angerbauer 2015 Silbermedaille bei den Medigames in Limerick/Irland mit Andrzej Bernatowicz, Arzt aus Polen. Lebenstraum: Tischtennis spielen bis zuletzt