Schifoan is des leiwaundste
3 Texte zum Thema Schifoan

„Zwoa Brettln, a gfieriga Schnee, juchhe, des is hoid mei größte Gaude“, klang es aus den Hütten in den 60er Jahren.
Was wir an den Füßen hatten, entsprach tatsächlich eher einem Brett als dem heutigen Sportgerät. Der Schnee war nicht „gfierig“. Die unpräparierte Buckelpiste war Standard. Der erste Sturz, damals noch ein alltägliches Vorkommnis, sorgte dafür, dass der handgestrickte Pullover, Haube und Fäustlinge voller Schnee waren. Im Lederschischuh blieb durch die Keilhose schön Platz für Schnee zum Schmelzen. Die Schibrille war ab diesem Zeitpunkt nur mehr Dekoration. Patschnass beutelte es uns am Liftbügel. Die größte Gaude war nicht wirklich eine Hetz. Damals kam ein Schitag vom Erlebniswert eher einer Rancherprüfung nahe als dem heutigen perfect skier day mit anschließender Wellness.
„Wenn wir twisten auf den Pisten“, sang Vico Torriani 1963 (sorry Hansi, er ist das Original).
Als Zeitzeuge habe ich die spannendste Episode in der Entwicklung der Schitechnik erlebt, außer twisten war alles dabei: Das Wedeln ist eine wunderbare Technik. Schifahren in müheloser Anmut. Aus dem Rennlauf entwickelte sich der Umsteigschwung. Ingemar Stenmark war die Personifizierung dieser Technik und gewann so 86 Weltcuprennen. Das Umsteigen war eine Antwort auf das Hauptproblem des Schilaufs, 210 cm lange Latten ums Eck zu bringen. Die wohl exotischste Lösung den Schi zu drehen, war der Jetschwung (Hoppichler schau owa). Aus der Technik des Buckelpistenfahrens abgeleitet, setzten wir uns beim Schwingen beinahe auf die Schienden. Wir fuhren Buckelpiste ohne Buckeln. „Beugen, drehen, strecken“, tönte das Kommando vom Arlberg bis zur Hohen Wand aus dem Mund der Schilehrer. Lehrer und Schüler fuhren Parallelschwünge mit Hochentlastung, denn trotz der Jetstützen in den Schuhen war der Schwung wenig praxistauglich.
„Schifoan is des leiwaundste, wos ma si nur vuastön kann“, 1976 textete Wolfgang Ambros die Hymne für alle Schifans.
Dass das Schönste noch kommen sollte, wusste er nicht. Ab der Jahrtausendwende ermöglichten kürzere tailliertere Schier den Schwung auf der Kante durchzuziehen. Das Carven war geboren. Nur durch das Durchdrücken der Taillierung mittels Zentrifugalkraft macht das Sportgerät alles richtig, wenn es nicht durch die Unfähigkeit des Schifahrers davon abgehalten wird. Leider geil!