Salz ist Leben

Ellinor Wiesauer
Text: Ellinor Wiesauer

“Herzlich willkommen“, sage ich zu meinem neuen Nachbarn und streue ihm Salz auf’s Brot. Diese Tradition hält sich im Salzkammergut bis heute. Salz ist Symbol für Verlässlichkeit, Treue und Freundschaft.

Salz prägt die Geschichte der Menschheit. Schon im alten Testament wurde Salz erwähnt. Jäger in der Steinzeit nutzten salzhaltige Quellen. In der Antike war Salz ein Zahlungsmittel. „Das weiße Gold“ wurde gegen Gold getauscht. Es waren die Römer, die das Salz als Konservierungsmittel entdeckten. In vielen Mythen und Sagen spiegelt sich die Bedeutung des Salzes wider.

 

Ebensee um 1790

 

Besonders im Mittelalter blühte der Aberglaube im Zusammenhang mit Salz. Es vertreibe böse Geister, und schütze vor Hexen und finsteren Gestalten. Männer streuten sich Salz in die Hutkrempe, Frauen ins Ohr und auch dem Vieh hängte man Salzsäcken um. Es galt als Fruchtbarkeitsmittel und erhöhte angeblich auch die Manneskraft.

Natürlich weckte ein derart wichtiges Gut auch Begehrlichkeiten. Der Besitz von Salzabbaugebieten machte ganze Regionen und Städte reich. Das „Salzregal“ (Hoheitsrecht der Salzgewinnung) war ein Monopol der Mächtigen, die Steuer auf Salz eine der sichersten Einnahmequellen der Staaten.

 

Die Salzprinzen

Schon Plinius sagte, dass es für den Körper nichts Besseres gäbe, als Sonne und Salz. Seit der Biedermeierzeit ist die heilende Wirkung des Salzes auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Solebäder galten als wirksames Mittel gegen Unfruchtbarkeit und wurden von immer mehr Ärzten verordnet. Erzherzogin Sophie wurden nach Jahren der Kinderlosigkeit und zahlreichen Fehlgeburten Solebäder in Bad Ischl verschrieben. Diese wirkten so gut, dass sie in rascher Folge drei Söhne zur Welt brachte. Kaiser Franz Joseph und seine Brüder wurde seitdem die „Salzprinzen“ genannt. Der Erfolg der Kuren lockte Künstler, Intellektuelle und Aristokratie ins Salzkammergut und es entstanden mondäne Kur- und Sommerfrischeorte.

 

Soleleitungsbau

Abbau

Das Salzkammergut ist die älteste Region der Welt, in der bis heute Salz produziert wird. Der organisierte Abbau von Salz seit über 7.000 Jahren wurde in Hallstatt nachgewiesen. Die Entdeckung eines Gräberfelds im Jahr 1846 brachte derart wichtige Erkenntnisse über den Abbau von Salz in der Älteren Eisenzeit, dass die gesamte Kulturepoche zwischen 800 und 400 v.Chr. als Hallstattzeit bezeichnet wird.

Schon früh gruben die Menschen mit einfachsten Werkzeugen bis zu 200 Meter tiefe Stollen in den Berg. Über Stiegen wurde das „Weiße Gold“ aus dem Berg transportiert. Lange Zeit war Hallstatt der Hotspot der Salzgewinnung. Als allerdings das Brennholz für die Sudpfannen langsam knapp wurde, war die Lösung ein Sudhaus weiter nördlich, im waldreichen Ebensee zu bauen. Für den Transport der Sole baute man 1595 eine Rohrleitung über die knapp 40 km. Die älteste Pipeline der Welt wird noch heute genutzt. Die Sudpfannen wurden durchgehend befeuert. Die harte Arbeit erfolgte im Schichtbetrieb. Täglich wurde vier sechsstündige Schichten gefahren. Sechs Stunden wurde gearbeitet, dann hatte die „Pfannhauser“ (Arbeiter an der Sudpfanne) sechs Stunden Ruhepause. Einen freien Sonntag gab es nur alle zwei Wochen. Auch viele Frauen waren beschäftig, so z.B. als „Widtzieherinnen“, die Asche und Kohle ablöschen und entsorgen mussten oder am Schöpfrad, das von vier bis sechs Frauen in Bewegung gesetzt wurde.

Salinen Austria in Ebensee, Foto: Salinen Austria
Salinen Austria in Ebensee, Foto: Salinen Austria

Salzvorräte

Der Vorrat des lebenswichtigen Mineralstoffs wird laut Expertenmeinungen niemals erschöpft sein. Schätzungen zufolge lagern allein etwa 100 Billionen Tonnen des weißen Goldes tief in Felsen gebunden oder in unterirdischen natürlichen Solequellen. Allein dieses Salz würde für mehr als 400.000 Jahre reichen. Dazu kommt noch das größte Salzreservoir unseres Planeten, die Ozeane. Mit einem durchschnittlichen Salzgehalt von 3,5 Prozent (35 Gramm pro Liter) sind im Meerwasser schätzungsweise 40 Billiarden Tonnen Salz gelöst. Das ist so unfassbar viel, dass die ganze Erde mit einer rund 150 Meter dicken Salzschicht überzogen werden könnte.

 

Salz aus dem Salzkammergut / Auftausiedesalz für den Winterdienst, Foto: Salinen Austria
Salz aus dem Salzkammergut / Auftausiedesalz für den Winterdienst, Foto: Salinen Austria

Arten von Salz

Kochsalz wird aus Salzbergwerken gewonnen. Es wird ohne Verunreinigung vermarktet, kann aber Zusatzstoffe, wie z.B. Jod enthalten.

Meersalz gewinnt man durch Verdampfung von Meerwasser. Es enthält geringe Mengen an Mineralien, wie Magnesium, Eisen Kalzium, sowie im Meer vorhandene Verunreinigungen.

Himalaya Salz ist ein sehr reines Salz aus Pakistan. Es enthält Spuren von Eisen. Durch den Rost entsteht die rosa Farbe. Salzblüte – Flor de Sal ist das Gourmet Salz schlechthin. Dafür werden Kristalle, die sich auf der Salzlake bilden behutsam per Hand abgeschöpft, damit sie sich nicht verformen und danach an der Sonne getrocknet.

Streusalz besteht zu mindestens zu 94 % aus herkömmlichem Kochsalz und wird zum Schmelzen von Schnee und Eis auf Straßen und Gehwegen verwendet. Es wird durch Zusatz von z. B. Bitterstoffen ungenießbar gemacht.