Liptauer … gerieben?

Vom Schmäh kann man doch leben

Illustration: Peng
Illustration: Peng

 

Du Michi, die Preise im Burgtheater sind nicht von schlechten Eltern und trotzdem kriegt man fast keine Karten“, mokiert sich Altkanzler Gerhard Schröder, während er mit Michael Häupl am Naschmarkt mit einem Glas Spritzwein anstößt. „Wieviel hast Du denn bezahlt?“. „68 Euro.“ „Und was kostet eine Karte bei Dir in Hannover?“. „Naja, maximal 35,00 und sie sind praktisch immer verfügbar.“ „Da ist es ja kein Wunder, dass keiner ins Theater geht“, mischt sich Hausherr Urbanek ein, derweil er sein weltberühmtes Roastbeef serviert: „Bei dem Preis musst Dich ja anschaun lassen!“

Hannes Androsch bestellt Coppa di Testa, korsischen Käse, Kümmelbraten vom Kitzbühler Bauern und, nicht zu vergessen, Calabrese, die fantastische scharfe Salami aus Kalabrien und gesellt sich zur Spritzweinrunde. Ein junger Schnösel mit Generaldirektoravancen bestellt aus der dritten Reihe Mortadella und Fontina. „Den Fontina bitte reiben“, äußert er selbstbewusst sein Begehr. Die Urbanek Community schaut vielsagend vom Weinglas auf. „Tut mir leid der Herr, den Fontina kann ich nicht reiben“, kommt es von hinter der Theke höflich und charmant. „Na gut, dann mache ich mir das selber. Und dann hätte ich noch gerne eine Portion Liptauer.“ Das ist im Schmähzentrum Wiens ein Elfer ohne Tormann. „Darf ich ihn reiben, Gnä Herr?“, fragt Gerhard mit Kreide in der Stimme.

Hannes Androsch möchte zahlen. „180,00 Euro machts“. Urbanek nimmt zwei Hunderter und sagt „Stimmt schon! Du weißt ja Hannes: Geben ist seliger als Nehmen“. „Aha, jetzt weiß ich, warum jemand den Urbanek als das teuerste Kabarett Wiens bezeichnet hat.“ „Hannes, das warst ja eh Du“, antwortet Gerhard. Er ist der lebende Beweis: Vom Schmäh kann man doch leben.

Ganz ohne Schmäh: Der Impresario der Exzellenz wurde vom deutschen Feinschmecker Magazin zum Umsatzweltmeister pro m2 Geschäftsfläche gekürt. Die Residenz des Feinkostkaisers misst gerade einmal 13 m2.