Interessante Zeiten

Vom Ende des wattierten Lebens

Illustration: peng
Illustration: peng

Eine lost generation aufgrund von Homeschooling hinterlässt uns die Pandemie, trommeln die Medien. Wir sprechen von jener Generation, der wir über Jahre ins Stammbuch geschrieben haben, dass sie gar nicht mitreden könne, weil sie keinen Krieg, keine Hungersnot, keine schlechten Zeiten erlebt, Notlagen nur aus Erzählungen kenne, kurzum noch nichts schultern musste. Die Generation Z erlebt mit der Pandemie und dem Ukraine Krieg erstmals Geschichte, etwas, das sie ihren Enkelkindern erzählen können.

Wahr ist, die Schule ist die wichtigste Instanz der Wissensvermittlung, und wenn sie sich ernst nimmt, auch ein „Ort der Erziehung“. Davon abzuleiten, dass jede Schulabstinenz der Karriere irreversiblen Schaden zufügt (lost generation), ist weit überzogen. Letztlich hat den gesamten Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg in unserem Land eine Generation vorangetrieben, die vergleichbar noch viel schlechtere Schul- und Ausbildungsbedingungen vorfand (die Schule wurde häufig mit 14 Jahren und früher beendet, die Ausbildung der Lehrer war oftmals überschaubar, die Notmatura über Jahre Standard).

Heutzutage sind die Bildungskanäle vielfältiger. Jedes Kind mit fünf beherrscht heute Zoom und TikTok, während wir Helden waren, wenn wir ein Dreh- und Drink unfallfrei öffnen konnten.

„Das beste Tun liegt in der täglichen Herausforderung“, schrieb Goethe. Beim Lernen aus dem Leben generiert man die nachhaltigste Erkenntnis. Unter Druck werden aus Kohle Diamanten. Die Generation Z erlebt erstmals, dass sie Dinge nicht haben kann oder nicht machen darf. Das ist vielleicht eine wertvollere Erfahrung als so manche Schulstunde.

Die Welt als Ort der Selbstverständlichkeit ist Geschichte.