Cool bleiben!

Dr. Stefan Schmidinger lernt beim Segeln fürs Leben

Wie kamen Sie zum Segeln? Mir wurde das Segeln tatsächlich in die Wiege gelegt. Seit dem fünften Lebensjahr genieße ich Wasser und Wind am Attersee. Ich habe das Segeln von der Pike auf gelernt. Den A-Schein habe ich mit 13 Jahren gemacht, weil ich die Basics schon beherrschte. „Stevie macht das“, meinten meine Lehrer. Bekommen habe ich ihn allerdings erst mit 16. In diesem Alter wünschten sich alle meine Freunde ein Moped, ich träumte vom Segeln.

 

Dr. Stefan Schmidinger lernt beim Segeln fürs Leben.

 

Was genau ist die Faszination? Man nutzt die Kraft des Windes, um sich gegen den Widerstand des Wassers fortzubewegen. Man kann nämlich nicht, wie beim Moped, Gas geben, sondern man muss clever den Wind lesen und ihn in Vortrieb verwandeln. Dazu schaut man aufs Wasser. Das ist am Attersee besonders beeindruckend, denn das einzigartige Türkis des Wassers gibt es auf keinem Meer und auf keinem anderen See. Das zweite Faszinosum ist für mich der Punkt, an dem das Boot ins Gleiten kommt und man ohne Steuer, nur durch Körperverlagerung lenkt. Ein Gefühl wie beim Surfen. Diese unmittelbare Verbindung zwischen Wasser und Wind spürst Du nur auf eine Jolle.

Welches Boot segeln Sie derzeit? Ich habe derzeit ein Kielboot, eine Yngling. Auf diesem Boot bin ich die Weltmeisterschaft Silvester 1995/96 in Sidney gesegelt. Ich habe das Boot vor Ort gekauft, anschließend haben wir vier Boote in zwei Containern nach Österreich geschickt, Das hat damals so viel gekostet, wie heute ein Brief. Ich habe auch noch an einer WM auf dem Ijsselmeer teilgenommen. Ich war im Endeffekt immer am Anfang des letzten Drittels zu finden, also vierzigster, unter sechzig, Aber das Wettkampfsegeln ist eine gute Schule, auch wenn man nicht um die ersten Plätze segelt.

Was konkret lernt man dabei? Cool bleiben. Internisten sagen, Menschen mit Herzschwäche sollten nicht Wettkampfsegeln. Denn Du bist extrem angespannt, regst Dich auf und kannst Dich nicht abreagieren. Du schüttest Adrenalin aus und kannst es nicht abbauen. In Deiner Wahrnehmung haben immer die Anderen den besseren Wind. Dann nicht über zu reagieren, in der Defensive besonnen zu bleiben, keinen Fehler zu machen und strategisch richtig zu entscheiden, z.B. auf die andere Seite des Sees zu wechseln, ist eine wichtige Lehre. Daraus kann man vieles ableiten, auch für das Berufsleben.

 

Dr. Stefan Schmidinger lernt beim Segeln fürs Leben.

 

„Vererbt“ man als begeisterter Segler seine Leidenschaft? Meine Kinder haben ebenfalls Wettkämpfe gesegelt und in meinem Club in Weyregg war ich als Jugendwart tätig und habe auch Regatten organisiert.

Hat diese Leidenschaft keine Schattenseiten? Einziger Nachteil: Zum Segeln braucht man bewegte Luft. Das Warten auf Wind wird mit zunehmendem Alter immer lästiger. Das macht den Sport mitunter zeitaufwendig. Insgesamt überwiegt aber die Freude. Ich möchte das Wort entschleunigen nicht strapazieren. Fakt ist aber, man kann nicht beschleunigen, man kann ja nicht Gas geben. Das macht Segeln letztlich entspannend.

Welcher andere Sport hat noch Platz in Ihrem Leben? Jedenfalls Ski fahren im Winter, Tennis, Fußball und Radfahren. Das regelmäßige Training in der Sporttherapie Wels hält mich dafür fit.