Leben ala Carte – 1704

Die unwiderstehliche Anleitung zum perfekten Skiunfall

Die Vorbereitung auf die Saison wird überbewertet. Das ist wirklich etwas für Holländer oder andere Exoten. Wir Österreicher haben das Alpin-Gen. Kondition trainiert man nicht, die hat man. Bindung warten und überprüfen, jo eh, aber dafür kam der Wintereinbruch zu schnell, das verschieben wir aufs nächste Jahr. Aufwärmen auf der Piste ist kindisch, lockeres Einschwingen ebenfalls. Der Profi fährt seine Performance von Null auf Hundert hoch.

 

Illustration: Fahrner
Illustration: Fahrner

Planung ist die halbe Miete

Der Wetterbericht hilft. Sie wählen den perfekten Skitag: Strahlend schönes Wetter, blauer Himmel, gute Sicht, (59 % der Skiunfälle passieren bei diesen Bedingungen) und griffigem Pulverschnee (70 %). Optimale Bedingungen schaffen die optimale Voraussetzung, um sich in der Unfallstatistik zu verewigen.

No risk, no fun

Die häufigste Unfallursache ist falsche Selbsteinschätzung (80 %). Das stellt für Sie kein Problem dar. Dass Sie beim Durchforsten der Weltcupergebnislisten der letzten 20 Jahre Ihren Namen nicht finden, liegt lediglich daran, dass das nötige Quentchen Glück gefehlt hat. Talent, Können und vor allem Kühnheit haben Sie allemal. Weshalb Sie natürlich aufs Tempo drücken, denn wer bremst, verliert.

Auf Sicht fahren, ja schon, aber darunter darf der perfekt geschnittene Schwung nicht leiden. Schwünge müssen gefahren werden, wusste schon Ski-Papst Franz Hoppichler. Das Tempo immer schön an der Obergrenze halten, denn der total gecarvte Schwung, nicht die wägende Vernunft macht den Skitag zum perfect day.

Carpe diem

Pausen machen nur Rutscher. Als bekennender Liebhaber der hohen Schlagzahl nutzten Sie die Liftkarte bis zur „bitteren Neige“ aus.

Sportsfreunde

Bei Beherzigen aller dieser Hinweise haben Sie schon eine gute Basis gelegt. Als Perfektionist optimieren Sie Ihre Chance auf einen Crash, indem Sie sich in einer Gruppe zusammentun. Ein „Hoazerl“ unter Gleichgesinnten ist das Sahnehäubchen jedes Skitags.

Waren Ihre Bemühungen noch immer nicht von Erfolg gekrönt, hilft nur noch eins: Nach Liftschluss auf der Hütte abfeiern und bei der letzten Abfahrt die einmalige Chance der verwaisten Piste zu nützen und die (Renn)Sau so richtig raus zu lassen. Ski Heil!

P.s.: Aus dem Erfahrungsschatz des Sachverständigen: Sind Sie in eine Kollision verwickelt, sollten Sie den Stehsatz parat haben: „Schuld ist der andere, mir kann das nicht passieren, ich fahre seit 30 Jahren Ski und bin ein gute Skiläufer!“

Veröffentlicht in Essay