Leben ala Carte – 1604

Physikalische Therapie und Reha bei Hund und Katze

Die Methoden der physikalischen Medizin und Rehabilitation haben in der Tiermedizin im letzten Jahrzehnt beträchtliche Fortschritte gemacht und gehören mittlerweile beim Kleintier ebenso zum Standard wie in der Humanmedizin.

Mag. Birgit Sist, Tierärztin der Richter Pharma
Text: Birgit Sist, Tierärztin der Richter Pharma AG

Dabei geht es zum Einen darum, nach orthopädischen Operationen eine schnellere Wiederherstellung der normalen Muskel- und Gelenksfunktionen zu erreichen, zum Anderen kann die Therapie bei chronischen Schmerzpatienten als Teil einer multimodalen Strategie zur Schmerzbekämpfung eine Verbesserung der Lebensqualität bewirken.

 

Foto: © Keiper, Walter Walker
Foto: © Keiper, Walter Walker

 

Vierbeinige Patienten mit einer chronischen orthopädischen Erkrankung (z.B. Arthrose, Hüftgelenksdysplasie, etc.) befinden sich häufig in einem Teufelskreis: Die Grunderkrankung bedingt Schmerzen, die mit einer Lahmheit und reduzierter Bewegungsaktivität einhergehen. Die gestörte Gelenksfunktion führt zu einer weiteren Verschlechterung der Grunderkrankung (weniger „Gelenksschmiere“, fortschreitende Zerstörung der Knorpelzellen, Bildung knöcherner Strukturen). Die verminderte Bewegungsfreude führt in den meisten Fällen zu Übergewicht, das weiter zur Verschlimmerung der Symptome beiträgt – jedes Kilo zu viel belastet die Gelenke, daher ist eine entsprechende Diät von größter Wichtigkeit. Weitere Folgen sind Muskelverspannungen und -atrophie (=Rückbildung).

In Abhängigkeit der Grunderkrankung gilt es, verschiedene Maßnahmen zu setzen: Falls möglich, die ursächliche Behandlung der Erkrankung (z.B. Kreuzbandriss-Operation), die medikamentelle schmerz- und entzündungshemmende Therapie, regenerationsfördernde Maßnahmen, Verbesserung der Gelenkfunktion, Bekämpfung der Muskelatrophie und das schon erwähnte Gewichtsmanagement.

Die Techniken reichen von aktiven und passiven Bewegungstherapien, Mobilisationstechniken (z.B. Massagen, Triggerpunkt-Therapie) über Elektrotherapie und Low Level Laser bis hin zu therapeutischem Ultraschall. Zu den passiven Bewegungsübungen gehören z.B. Stretching, Hin- und Her-Bewegen der betroffenen Gelenke ohne Gewichtsbelastung (im Liegen), zu den aktiven Übungen neben Sitz/Steh- Übungen, Treppensteigen, Cavaletti, auch das Training am Unterwasserlaufband. Dies ermöglicht ein Training der Muskulatur und Gelenkfunktion bei gleichzeitig reduzierter Belastung der Gelenke.

Wichtig ist, dass nach einem Therapieplan eines Fachtierarztes für Physikalische Medizin gearbeitet wird, da eigenmächtig durchgeführte Übungen im schlimmsten Fall zu einer Verschlechterung des Zustandes führen können. Nähere Informationen hierzu unter www.physiotierarztaustria.at