Achillessehne

Nicht Schonung, sondern Modifikation der Belastung hilft bei Beschwerden

PD Dr. Christian Hoser - Gelenkpunkt
Text: Priv. Doz. Dr. Christian Hoser

Die schmerzhafte Achillessehne gehört, neben dem Kniegelenk, zu den häufigsten Problemen bei Läufern und Wanderern. Aber nicht nur die mechanische Überlastung der Sehne kann zu Problemen führen, auch gewisse Medikamente können die Sehne schädigen. Dazu gehört an vorderster Front Ciprofloxacin aber auch bei Cholesterinsenkern finden sich im Beipacktext Achillessehnen-Probleme als unerwünschte Nebenwirkung. Bei Stoffwechselerkrankungen kann die Harnsäure zu Achillessehnen Schmerzen führen, ein Labortest schafft schnell Klarheit und die Behandlung kann eingeleitet werden.

 

 

Zur mechanischen Überlastung führt meistens nicht nur die hohe Belastung sondern eine ungewohnte oder nach einer längeren Pause wieder durchgeführte Aktivität. Für die richtige Behandlung ist es wichtig, den Schaden in der Sehne genau zu bestimmen und adäquat vorzugehen. Ein MRI (=Kernspin oder Magnetresonanztomografie) ist dafür die optimale Untersuchungsmethode und lässt uns zwischen folgenden Problemen differenzieren:

1. Die Peritendinitis

Dies ist die harmloseste Form und entsteht durch Schuhdruck auf die Sehne. Ein neuer ungewohnter Schuh reizt das Achillessehnen-Gleitgewebe durch Druck und führt zu Schwellung und ausgeprägtem Schmerz. Eine einfache entzündungsreduzierende Behandlung lokal, bei Notwendigkeit auch durch Tabletten, sowie ein bis zwei Wochen Schonung bringen diese Problematik zum Abklingen.

Im MRT sieht man eindeutig, dass die Sehne normal konfiguriert ist, das umgebende Gleitgewebe jedoch geschwollen und verdickt ist.

 

Achillessehne

2. Die Achillessehnen

Tendinose In der MR Untersuchung sieht man eine spindelförmig verdickte Achillessehne ohne in der Sehne liegende, relevante kaputte Areale. Das heißt, das Sehnengewebe ist einerseits vermehrt, etwas aufgelockert und mit mehr Flüssigkeit durchsetzt, andererseits aber homogen.

Für diesen Fall ist eine konservative, also nicht operative Behandlung mit den Möglichkeiten der Physiotherapie und einer Aktivitätsmodifikation korrekt. Ein völliges Beenden jeglicher Aktivität ist nicht hilfreich. Natürlich muss die Belastung beim Laufen und Wandern reduziert werden. Eine Umstellung auf alternative Aktivitäten wie zum Beispiel Radfahren und schwimmen ist zielführend.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass eine Stoßwellen-Behandlung, sowie exzentrisches Dehnen die Beschwerden lindern können und zu einer Ausheilung führen können. Zeitlich sind dafür auf jeden Fall drei Monate zu veranschlagen, und auch danach ist weiterhin eine gewisse Vorsicht geboten.

 

Minimalinvasive Achillessehnen­rekonstruktion

3. Die Achillessehnen Teilruptur

Diese sieht von außen in der klinischen Untersuchung gleich aus wie die Tendinose. Erst das MRI gibt uns Aufschluss darüber, dass in gewissen Arealen keine Kontinuität der Fasern mehr vorhanden ist. Die Ausmaße können unterschiedlich sein, es ist jedoch eine Kraftübertragung, wenn auch eingeschränkt und schmerzhaft, noch möglich und die Sehne hat die normale Länge. Auch bei der Teilruptur ist eine konservative Behandlung initial durchzuführen. Wir wissen jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit einer Heilung dabei deutlich geringer ist als bei der Tendinose. Wenn nach mehreren Monaten Behandlung kein Erfolg zu erzielen ist hat sich die minimalinvasive operative rekonstruktive Operation mit Sehnen-Transplantat bewährt und bringt eine Ausheilung und Belastbarkeit der Sehne zurück.

Wenn die Rissbildung in der Sehne zu ausgeprägt ist, können auch größere operative Rekonstruktionsmaßnahmen erforderlich sein, die ebenfalls gute Ergebnisse haben, jedoch bezüglich Wundheilungsstörung ein höheres Risiko bergen.

Für uns war die Entwicklung der minimalinvasiven Technik ein Meilenstein, um die Sehne wieder in Ordnung zu bringen und nur kleine Schnitte mit niedrigeren Risken machen zu müssen. In der Nachbehandlung ist eine Walkerbehandlung mit 3 Fersenkeilen anzuschließen. Das Bein kann bei der minimalinvasiven Technik sofort schmerzadaptiert vollbelastet werden. Da kein Gips angelegt wird, kann mit Lymphdrainagen und funktioneller physiotherapeutischer Behandlung sofort begonnen werden. Dies verhindert Narbenverklebungen und reduziert den Muskelschwund. Mit dem Walker ist eine Belastung am Fahrradergometer möglich, um den allgemeinen Fitnesszustand zu erhalten.

In einer von Dr. Daniel Höfler verfassten wissenschaftlichen Arbeit haben wir die Ergebnisse der oben angeführten Operationstechniken drei Jahre nach Operation nachuntersucht. Darin bewerteten 88% der Patienten das Ergebnis als „exzellent“ und 12 als „gut“. Kein Patient betrachtete das Ergebnis als „moderat oder schlecht“.

Die Beweglichkeit im Sprunggelenk war seitengleich. Alle Patienten konnten einen Zehenstand durchführen, 65% erreichten im Ausdauertest (wieviel Wiederholungen sind möglich?) die gleiche Anzahl wie auf der gesunden Seite, 12% zwei Drittel und 18% die Hälfte.

 

Markus Kröll, Zillertaler Berglauflegende, mit einem Walker in langer und kurzer Version

Die vier K der Achillodynie

  1. Keine Angst vor Riss
  2. Kein Kortison!
  3. Keine Schonung, sondern Modifikation („load management“)
  4. Kraft/Dehnungsübungen (Stichwort: Exzentrisch, heavy load resistance) durch Physiotherapie